Ohne Heizung und Warmwasser und
doch ein produktives Chorwochenende
Gerhard Struck
Das übliche Chorproben-Wochenende vom 17.-19. November für das Weihnachtskonzert, stellte uns vor neue Herausforderungen. Die Bauarbeiten im Freizeitzentrum Blankensee bei Trebbin sind nicht fertig geworden, so dass wir bei den Übernachtungen zusammenrücken mussten. Dazu fiel tw. die Heizung aus, andernorts das warme Wasser. Das Duschen entfiel also. Das zugesagte Fassbier war ebenfalls nicht da. Unser Organisator Gerd Bülow ging „durch die Decke“. Wir rissen uns zusammen und es geschah etwas, was unter diesen Umständen nicht zu erwarten war: Es wurde eines der produktivsten Chortage und auch die Stimmung unter uns war so gut, wie kaum jemals. Daran hatte natürlich unser ideenreicher und umtriebiger Dirigent Vincent Jaufmann einen erheblichen Anteil. Schon vor dem Frühstück ging es im Freien los, um uns in der frischen Luft locker zu machen. Dann die intensiven Proben, die Vincent über die Tage mit seiner ihm eigenen Art gestaltete. Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der mit dieser Ausdauer, Intensität und auch mit Humor so arbeitet, wie er. Die unzureichenden Umstände waren bald vergessen und nun blicken wir nach vorn auf den musikalischen Höhepunkt des Jahres am 10.Dezember 2023 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, wie in jedem Jahr.
Chorprobenwochenende in Blankensee vom 17. bis 19.11.2023
Stephan Scherrers
Nach der Anreise der Chor-Brüder wurden die Jugendherbergs-Zimmer an die verschiedenen Teilnehmer verteilt, nicht jedoch ohne die ersten Hiobsbotschaften. So gab es Einschränkungen für alle Zimmer, welche sich teilweise aushalten ließen, teilweise aber auch eine echte Herausforderung waren. Im Haupt-Gästehaus lief zwar die Heizung ordentlich, jedoch lieferten jegliche Armaturen nur eiskaltes Wasser. Schlimmer traf es jedoch die Teilnehmer im Seminar-Haus. Diese durften sich zwar über eine warme Dusche freuen, mussten dafür dann aber in Ihren Zimmern bibbern, da die Heizungen dort ohne Funktion waren. Im Anschluss an den Bezug aller Zimmer trafen wir uns zum ersten Abendessen im Speisesaal des Gästehauses. Nach einer Begrüßung durch die Herbergsmutter gab es nun schon die nächste negative Nachricht, der Gerstensaft kann nur in der Flasche gereicht werden und nicht, wie versprochen, aus dem Fass. Den Appetit haben wir uns davon aber nicht vermiesen lassen und haben uns über das Abendbrot her gemacht.
So gesättigt ging es dann zur ersten Probe des Wochenendes in das Seminar-Haus des Geländes. Dort erwarteten uns mehrere leere Räume, von welchen unser Chorleiter Vincent bereits den scheinbar besten ausgewählt hatte. Diesen durften wir dann mit Stühlen und Sängern befüllen. Nach ersten der Bestandsaufnahme der Sängerschaft und deren Positionierung starteten wir in die ersten Übungsrunden mit Liedern aus unserem Weihnachtsprogramm. Unser Chorleiter Vincent bewies dabei abermals viel Fingerspitzengefühl, um auch aus jeder Stimme die Feinheiten herauszuhören und die eine oder andere Unfeinheit gezielt zu korrigieren.
Nach der erfolgreichen Probe ging es aus dem Probenraum zurück in das Haupt-Haus, wo es dann zum geselligen Teil des Abends über ging. Es wurde sich ausgetauscht, Skat gespielt, das eine oder andere Hochprozentige zu sich genommen, dieses oder jenes Flaschenbier genossen und wie sollte es auch anders sein, auch immer wieder ein Kanon oder mal ein Liedchen angestimmt. Am sehr, sehr späten Abend oder eher am sehr frühen Morgen ließen dann auch die letzten Sangesbrüder die Nachtruhe einläuten.
Der Sonnabend startete dann, nach einer für viele Sangesbrüder viel zu kurzen Nacht, mit einem einfachem, aber dennoch schmackhaftem Frühstück im Speisesaal. Die nur eiskalte Dusche war dabei Einigen anzusehen. Nach der Ruhe des Frühstücks startet dann der Ernst des Probenwochenendes mit dem obligatorischen Frühsport im Außenbereich. So versammelten wir uns alle rund um unsren Chorleiter Vincent, um wieder mit viel Elan die ersten Aufwärmübungen für unseren Körper und unseren Geist zu vollziehen. Es wurde geschüttelt, geklopft, gesprungen und im Kreis gelaufen, aber natürlich wurde auch die Stimme mit Übungen und dem einen oder anderen Kanon aufgewärmt. So aufgewärmt ging es erneut in das Seminar-Haus des Geländes, in welchem wir uns im Probenraum im 1. OG wieder trafen. Die steile Wendeltreppe dorthin war dabei schon die erste Hürde des Tages und ein Antrieb für den persönlichen Kreislauf eines jeden Sängers. Das äußere Aufwärmtraining wurde damit dann im Seminar-Haus gleich weitergeführt. Auch an diesem Morgen waren alle Sänger wieder mit viel Einsatz und Motivation bei der Sache. Entgegen einiger Befürchtungen war bei niemanden der gesellige Vorabend anzumerken. Es wurde viel gesungen, einiges korrigiert und immer weiter optimiert, um das Beste aus den Stimmen aller Sänger heraus zu holen. Dies ging dann auch nach einer kurzen Kaffeepause am Vormittag so weiter, bis es Zeit für die Mittagspause wurde. Die längere Mittagspause war nun ein Freizeitblock welchen die Sänger in der unterschiedlichsten Art und Weise nutzen. So genossen die Einen die draußen strahlende Sonne für einen Spaziergang zum Blankensee oder zur nahegelegenen gemütlichen Bäckerei, während andere die Chance nutzen, sich auf ihren Zimmern dann doch noch etwas vom letzten Abend zu erholen. Um 15:00 Uhr starteten wir dann zu unseren nächsten Proben-Blöcken. Mit den nun ausgeruhten Sängern konnten wieder viele Feinheiten verbessert werden, um den Klang des gesamten Chors noch weiter zu optimieren. Dabei wurden erneut einzelne Stimmen des Chors durch unsere Stimmbildnerin Sigrid für ein separates Training in einen anderen Raum entführt, während unser Chorleiter Vincent die anderen Sangesbrüder anleitete. Nur durch kleine Kaffeepausen unterbrochen, wurden die Proben dann in unterschiedlichen Gruppen bis zum Abendessen fortgeführt. Nach dem leckeren Abendessen folgte im Anschluss die letzte Probe des Abends. Nach einem erfolgreichem, aber auch anstrengendem Probentag ging es wieder zum geselligen Teil des Abends. Auch diesmal wurde es wieder sehr gemütlich und lustig im Speisesaal und gerüchteweise gab es diesen Abend noch ein paar mehr Sangesfreunde und -Freundinnen, welche bis tief in die Nacht noch ein paar „Extra-Proben-Blöcke“ einlegten.
Der Sonntag startet nun auch wieder mit einem einfachen aber leckerem Frühstück, gefolgt vom Frühsport zur Aufwärmung der Körper und Stimmen. In den folgenden beiden Probenblöcken bis zur Mittagszeit wurden die Lieder unseres Weihnachtsprogrammes noch weiter geübt und deren Besonderheiten gefestigt. Im Anschluss ließen wir dann mit dem Mittagessen als letzten gemeinschaftliche Programmpunkt unser Chorprobenwochenende langsam ausklingen. Selbstverständlich ließen wir es uns nicht nehmen, der Herbergs-Familie unseren Dank mit einem musikalischem, aber auch monetären Dankeschön zum Ausdruck zu bringen. Danach verließen dann auch die letzten Sänger das Gelände und traten die Heimreisen an. Ein großer Dank gilt neben den Organisatoren der Reise und Unterkunft, also Gerd Bülow, besonders unserer Stimmbildnerin Sigrid Höhne-Friedrich und speziell unserem musikalischem und geduldigem Chorleiter Vincent Jaufmann. Erst ihr Einsatz macht es uns Sängern möglich, unserem tollen Hobby nachzugehen und die dort erzielten Ergebnisse unserem Publikum professionell präsentieren zu können.
Wir danken Euch !
Chorfahrt mit Herrengedeck
Rudolf Göddertz
Abfahrt aus Berlin gegen 15:00 Uhr, Ankunft kurz vor 16:00 Uhr, Abendessen um 18:00 Uhr und dann ab zur 1. Probe: so sah der Beginn unseres Chorwochenendes vom 17.11. - 19.11.2023 in Blankensee aus. Aufregung und Spannung und die Vorfreude auf das kommende Beisammensein fuhren ebenfalls mit. Die erste Überraschung kündigte Schatzmeister Gerd Bülow schon einige Tage vor der Reise an: er hatte von der Leitung der Freizeit- und Bildungsstätte Blankensee (FiB) die Mitteilung erhalten, dass der Umbau im Gästehaus noch nicht abgeschlossen sei, und somit dem Chor nur wenige Einzelzimmer zur Verfügung stünden. Ausweichmöglichkeiten gäbe es im separaten Seminarhaus, aber nur für 4-5 Personen. Ließ sich dies noch verkraften, so folgte vor Ort dann die nächste Überraschung: im Seminarhaus war die Heizung defekt, dafür gab es Warmwasser. Im Gästehaus war es genau umgekehrt: die Heizung funktionierte, dafür war das (Dusch)Wasser kalt. Mit diesen Tatsachen konfrontiert ging es zum Abendessen (ins Warme). Die Heimleiterin entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten in ihrer Begrüßungsrede. Weiterhin teilte sie uns mit, dass sie zur Berliner Liedertafel einen besonderen Bezug hätte: ein Klassenkamerad war damals in der Liedertafel aktiv. Es hatte ihm dort sehr gut gefallen. Leider ist er aus beruflichen Gründen ins Rheinland gezogen. Unser Sangesbruder Wolfgang konnte sich sogar noch an ihn erinnern.
Nach dem Essen folgte die erste von insgesamt 8 Probeeinheiten. Alle fanden im Seminarhaus statt. Zum Glück hatte die Heimleitung in den entsprechenden Räumen Radiatoren und Heizlüfter aufgestellt. Anschließend gegen 21.30 Uhr ging es in der Mensa zum gemütlichen Teil über. Obwohl versprochen, gab es kein Bier vom Fass, stattdessen Berliner Kindl und Radeberger (nur) aus der Flasche. Die geistigen Getränke hatten der Vorstand und die Sangesbrüder selber mitgebracht. Bei angenehmen Gesprächen und heiterem Gesang verging der erste Abend wie im Fluge. Unserem Ehrenpräsidenten Jörg Kramer, der leider nicht mitfahren konnte, wurde per Smartphone ein Lied dargebracht. Ein Lied wurde auch nach Argentinien gesandt. Dort verbringt Thomas Neuer aus dem 2. Tenor gerade ein Studienjahr. Wann der letzte Sangesbruder dann seinen Weg ins Zimmer fand, ist dem Schreiber nicht bekannt.
Auf alle Fälle tauchten Samstagmorgen gegen 08:00 Uhr alle wieder frisch und gut gelaunt im Speisesaal auf. Auf dem Weg zum Frühstück gab es draußen ein lautes „Geschrei“, verursacht von den Hunderten von Wildgänsen, die im V-Flug über die Anlage hinweg auf die umliegenden Felder flogen. Wirklich beeindruckend! Kurz vor der Frühgymnastik im Freien bei 2°C trafen noch unsere Stimmbildnerin Sigrid und Markus aus dem 1. Bass ein. Die beiden nächsten Übungseinheiten starteten, geleitet von Chorleiter Vincent und der Stimmbildnerin Sigrid. Gegen 12.30 Uhr war dann auch Zeit für das Mittagessen. Die Pause bis zum nächsten Probeabschnitt verbrachten viele Sänge mit einem Spaziergang zum naheliegenden See oder zur Besichtigung des wirklich schönen Ortsteils von Trebbin, nämlich Blankensee. Ein Tagesausflug dorthin lohnt sich! Sangesbruder Klaus aus dem 1. Tenor hielt am See einen interessanten Vortrag über die Zugvögel, die sich zu Tausenden in der weiteren Umgebung in der Winterzeit niedergelassen haben. Im Gegensatz zu seinen Zuhörern konnte er alle Vogelarten schon von Weitem erkennen und benennen. Um 15:00 Uhr ging es weiter mit dem Einstudieren von Weihnachtsliedern für unser Adventskonzert im Dezember. Es wurde sehr, sehr intensiv geprobt bis zum Abendessen. Und dann begann auch schon die letzte Probe am Samstag. Um 18.30 Uhr übten wir unter Anleitung von Vincent bis 21:00 Uhr. Danach zog es die Sänger in den Aufenthaltsraum, der identisch ist mit dem Speisesaal. Neben den Getränken gab es wie am Vorabend Schmalzschnittchen und Käsespieße. Die Stunden bis weit nach Mitternacht wurden neben dem Singen auch mit einem Vortrag bedacht. Und hiermit komme ich zurück zur Überschrift des Artikels und dem dort erwähnten Begriff „Herrengedeck“. Sangesbruder Rainer aus dem 2. Bass, bekennender Biertrinker, erzählte folgende Geschichte: „Das Flaschenbier in der DDR war für die meisten Einheimischen fast ungenießbar, erwähnt seien hier das Dessower Bier und das Pritzwalker. Das schmackhafte Bier hingegen, Radeberger, Wernesgrüner, Berliner Bier gab es nur gelegentlich zu kaufen und wenn dann auch nur zu hohen Preisen. Bekennende Biertrinker hatten dann entdeckt, dass in besseren Cafés oder Restaurants ein so genanntes Herrengedeck auf der Karte stand: bestehend aus 1 kleinen Flasche Sekt, Marke Rotkäppchen, und 1 kleinen Flasche Radeberger. Und schon entwickelte sich das Herrengedeck für viele zum Lieblingsgetränk. Man trank die beiden Fläschchen getrennt oder mixte sie in ein Glas.“ Soweit zur Vorgeschichte! Nun hatten Rainer und der 1. Vorsitzende, Klaus Lehmann an einer unserer allwöchentlich donnerstags stattfindenden Chorproben eine Idee. Alle Sänger der BL, die vor 1989 in Westdeutschland geboren sind, sollten mit so einem Getränk auf der Chorfahrt beglückt werden. Schnell standen 18 Herrengedecke auf den Tischen. Ein passendes Lied wurde eingestimmt und dann hieß es „Prost“! Das Ergebnis fiel recht unterschiedlich aus: einigen schmeckte es, anderen weniger. Auf jeden Fall stieg durch dies kleine Bildungsstunde die Stimmung weiter.
Sonntag, der letzte Tag: nach einem Frühstück ohne Ei stand die Probe an. Bevor es dann zum gemeinsamen Mittagessen ging bedankte sich der 1. Vorsitzende im Namen der Sänger beim Chorleiter und der Stimmbildnerin für ihren unermüdlichen Einsatz. Es erfolgte lang anhaltender Beifall! Kurz zur Freizeit- und Bildungsstätte Blankensee. Curly aus dem 1. Tenor würde der Einrichtung einen halben Punkt (von 5 geben), ich 2 Punkte. Allerdings werden mehr Sterne hinzukommen, wenn die Anlage fertig ist. Die Heimleitung war nämlich sehr nett. Dem Personal sangen wir zum Abschied „Licht ins Dunkel“, ein Weihnachtslied von W. Ortner und G. Track. Präsident Raimund Groß fand dankende Wort und übergab eine finanzielle Anerkennung, die von den Sängern zuvor gespendet wurde. Dann hieß es: ab nach Hause! Auto für Auto verließ den Parkplatz vor der Tagungsstätte. Gegen 15.30 Uhr war der Schreiber wieder zu Hause. Unser Präsident fand, dass es mit die schönsten Abende auf einer Chorreise waren. Spaß gemacht hat es. Ein wunderbares Konzert am 2. Advent in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche erwartet uns und die Zuhörer. Wir freuen uns darauf!