1. Tag – Anreise von Helga Engel
Früh am Morgen hieß es „Aufstehen!“ an diesem Pfingstsonntagmorgen, aber nicht um zum Pfingstkonzert in den Berliner Zoo zu gehen, oder, wie es viele Christen tun, in die Kirche, sondern um zum Flughafen zu fahren. D.h. eigentlich zu zwei Flughäfen. Warum? Nun, jetzt wird es ein wenig kompliziert.
Beginnen wir von vorn. Im Sommer 2016 hatten wir Besuch aus Frankreich. Der Männerchor CHŒUR D‘HOMMES DE ROUEN konzertierte mit der BL in Berlin und beim Kommers kam man sich näher und beschloss, diesen Besuch zu erwidern und damit die Kontakte beider Männerchöre zu vertiefen.
So kam es, dass man sich am Pfingstsonntag auf dem Flughafen traf, um die Konzertreise in die Normandie anzutreten. Da uns die an Problemen „traditionsreiche“ AIR BERLIN einen gewaltigen Streich gespielt hatte, musste ein Teil der Reisegesellschaft nach Schönefeld ausweichen. Und nicht nur in Berlin mussten wir von zwei Flughäfen starten, wir landeten auch in Paris auf zwei verschiedenen Flughäfen, nämlich Orly und Charles de Gaulles.
Nun ja, letztendlich trafen wir am Nachmittag mit zwei Bussen in unserem Hotel in der Hauptstadt der Normandie, Rouen, am Hotel Saint Sever ein, überglücklich, uns wieder gefunden zu haben. Und wer sitzt da ganz entspannt beim Bier im Garten des Hotels? Unser bayerisch-stämmiger Sangesbruder Dieter Mehlfeld, der allein mit dem Motorrad aus Berlin die weite Strecke gefahren ist. Donnerwetter!
An der Rezeption werden wir schon erwartet von der Cousine unseres Präsidenten Raimund Groß, Doris und ihrem Mann, Michel, auch Mitglied im Männerchor von Rouen. Doris lebt schon seit ihrem 12. Lebensjahr in Frankreich, war Lehrerin, genau wie Michel und beide sprechen perfekt deutsch und französisch. Sie werden uns bei dieser Reise eine große Hilfe sein.
Nach Einchecken und Kofferauspacken (mit einigen Unbequemlichkeiten) blieb Zeit für einen kleinen Spaziergang in die Altstadt. Ein Aperitif vor dem Abendessen im Hotel in den kleinen Bars an der Seine ist obligatorisch!
2. Tag – Stadtbesichtigung in Rouen von Helga Engel
Der nächste Tag bringt wieder eine Überraschung, die allerdings keine ist, weil sie Reiseleiter Raimund schon abends zuvor angekündigt hatte: Frühstück gibt es in zwei Etappen, immer abwechselnd, Bus 1 und Bus 2.
Danach geht es auf Erlebnistour in die City zu Fuß. Es ist ohnehin nicht sehr weit, über die Brücke und schon ist die Kathedrale, das Prunkstück der Altstadt, in Sicht. Es ist ganz schön warm und deswegen sucht man sich bald ein schattiges Plätzchen für ein zweites Frühstück. Denn die eigentliche Stadtführung mit deutschsprachiger Leitung soll erst am frühen Nachmittag stattfinden.
Wir haben also Zeit, die „Stadt der hundert Kirchtürme“ und 1000 Fachwerkhäuser mit all den kleinen, verwunschenen Gassen kennen zu lernen. Wir sind immer wieder erstaunt über die mannigfaltige Art der verschiedenen Bauweisen; alte, teils aus dem Mittelalter stammende Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit stolzen Bürgerhäusern, zum Teil mit herrlichen Renaissancefassaden.
Um 14 Uhr treffen wir uns an der Kathedrale und werden in drei Gruppen eingeteilt, denn wir sind immerhin über 70 Personen, keine überschaubare Gruppe! Darum haben wir ein kleines Problem, als sich eine größere Gruppe plötzlich absetzt und in der Kathedrale verschwindet. Es dauert eine kleine Weile, bis sich alles wieder eingefunden hat und es losgehen kann.
Und dann geht die erste Gruppe doch wieder in den Mittelpunkt der Altstadt, in die gotische Kathedrale aus dem 12. – 16. Jahrhundert, eines der schönsten Bauwerke unter den sakralen Bauwerken Frankreichs. Sie ist Grablege der Herzöge der Normandie und von Richard Löwenherz. Besonders beeindruckend ist die monumentale Fassade im Flamboyantstil, zu der später noch etwas zu berichten ist.
Flankiert wird die Fassade vom Römerturm und vom Butterturm (16. Jh.), der seinen Namen dem Umstand verdankt, dass während der Fastenzeit der Verzehr von Milchprodukten eigentlich verboten war, aber durch eine Steuer, die extra auf den Verzehr von Butter erhoben wurde, konnte der Bau finanziert werden.
151 m der höchste Kirchturm Frankreichs. Verteilt auf die Türme läuten in der Kathedrale 56 Glocken.
Die Kathedrale ist im 2. Weltkrieg stark zerstört worden, aber durch internationale Hilfen wieder aufgebaut worden. 1999 fiel bei einem starken Sturm eine Fiale vom Hauptturm herunter und beschädigte den Chor. Sie ist bis heute nicht ersetzt worden.
Eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit ist eine in einem Torbogen eingebaute Uhr, die Gros-Horloge. In der belebten, mit vielen Geschäften ausgestattete Rue de Gros-Horloge findet sich in einem Renaissancebogen eine heute noch funktionierende Uhr aus dem 16. Jahrhundert, deren Mechanismen im Gebäudeinneren zu besichtigen sind.
Am westlichen Ende der Rue de Gros-Horloge befindet sich ein Platz, der in die dunklere Geschichte der Stadt Rouen eingegangen ist: der Place du Vieux-Marché. Auf dem alten Marktplatz, der von normannischen Fachwerkhäusern umrahmt ist, wurde am 30. Mai 1431 die Nationalheilige der Franzosen, Jeanne d‘Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr zu Ehren wurde eine moderne Kirche errichtet, die an ein Wikingerschiff und an einen Fisch erinnert. Die Architektur ist bis heute umstritten. Am eigentlichen Hinrichtungsplatz steht ein hölzernes Kreuz.
Nachdem sich einige von uns nach diesem Rundgang gestärkt haben bei Pizza, Crêpes und Cidre, wird es Zeit, zum Hotel zurückzukehren, um sich für das abendliche Konzert mit dem Männerchor aus Rouen umzuziehen.
Erstes Konzert im Temple Saint Eloi von Helga Engel
Abfahrt vom Hotel mit den Bussen zum Temple St. Eloi, Place du Pasteur Martin Luther King in Rouen.
Groß war die Freude über das Wiedersehen mit den Chorfreunden aus der Normandie und nachdem man sich eingesungen hatte, konnte es mit dem gemeinsamen Konzert losgehen. Die Kirche war überfüllt, es mussten noch Stühle herbeigeschafft werden.
Der Chœur d‘Hommes de Rouen bestritt den ersten Teil des Konzertes unter der Leitung seiner Dirigentin, Martine Bécuwe. Den zweiten Teil unter der Leitung Vincent Jaufmann übernahm die Berliner Liedertafel. Jeder Teil des Konzertes war von ausgezeichneter Qualität. Drei Stücke wurden gemeinsam gesungen, im Wechsel dirigiert vom jeweiligen Chorleiter. Starker Beifall belohnten die Sänger und bewiesen ihre gute Leistung. Alle waren sehr angetan von der angenehmen Atmosphäre und man freute sich auf den gemeinsamen Kommers am Donnerstag!
Das Abendessen in unserem Hotel beendete dann den erlebnisreichen zweiten Tag.
3. Tag – Tagesausflug nach Bayeux und Arromanches von Rainer Luck
Wir fuhren mit dem Bus nach Bayeux. Die 14.000 Einwohner zählende Gemeinde ist bekannt durch den ca. 70 m langen Wandteppich, auf dem die Schlacht von Hastings im Jahre 1066 in feinster Stickarbeit dargestellt wird. In Bayeux hatten wir Gelegenheit die Kathedrale zu besuchen und wurden Zeugen der Ehren- und Gedenkfeier, anlässlich des D-Days (Beginn der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg). Die Feierlichkeiten wurden in englischer Sprache abgehalten. Es waren auch überwiegend hoch dekorierte englische Militärangehörige da. Besonders beeindruckend war die Flaggenparade der einzelnen Regimenter. Weiter ging es mit dem Bus nach Arromanches-les-Bains zur Besichtigung des Musée de Débarquement (Alliierten-Landung).
In vielen Schaukästen und auf der Leinwand wurde deutlich gemacht, wie bis zu elf Nationen an der Küste gekämpft hatten und Tausende ihr Leben lassen mussten. Teile von dem damals erbauten künstlichen Hafen, Landungsbrücken und Betonblöcken konnte man noch sehen. In Arromanches-les-Bains waren trotz starkem Regen viele Menschen in historischen Uniformen und in Militär-Oldtimern unterwegs. Es war sehr beeindruckend und hat einen schon nachdenklich gestimmt. Von dort fuhren wir zurück nach Rouen.
4. Tag – Fahrt zur Abtei Le Bec Hellouin und Besichtigung einer
Ciderie von Rainer Luck
Der vierte Tag bescherte uns wieder schönes Wetter. Auf der Fahrt zum Benediktinerkloster in Le Bec-Hellouin konnten wir viel von der schönen Landschaft sehen. Ein ehrwürdiger Mönch führte uns durch die Abtei Le Bec (der Bach) und erzählte uns – natürlich in französischer Sprache – die Geschichte des Klosters; das Auf- und Ab des Anwesens, das bis zur Zerstörung in der französischen Revolution eine blühende Benediktinerabtei war und – nach dem teilweisen Wiederaufbau 1948 – heute wieder von 15 Mönchen bewirtschaftet wird. Mit staatlichen Mitteln konnte das Ein- oder Andere restauriert und sehr ansehnlich gestaltet werden.
Der Abt führte uns in den ehemaligen Speisesaal, der einst auch als Pferdestall diente und heute als Kirchensaal hergerichtet ist. In diesem Saal klang das von uns vorgetragene „Vater unser“ von Bortnjanskij besonders schön. Eine große Anerkennung bei diesem Besuch – wie auch während der gesamten Reise – sei unserem Präsidenten Raimund Groß ausgesprochen, der fast alles was französisch gesprochen wurde simultan übersetzt hat.
Der nächste „hochgeistige“ Besuch war die Besichtigung einer Cidrerie, in le Bec-Hellouin. Da es um die Mittagszeit war, konnten wir auf dem Gelände der Cidrerie in fast ländlicher Atmosphäre unser Lunchpaket verzehren. Danach begann die Besichtigung der Herstellung von Apfelwein und Calvados und dann natürlich die Verkostung. Um sich entscheiden zu können, musste schon mehr als ein Pröbchen gekostet werden. À votre santé!
Empfang im Rathaus von Rouen von Rainer Luck
Nun ging es wieder zurück nach Rouen. Hier hatte uns der Bürgermeister von Rouen zu einem Empfang eingeladen. Die stellvertretende Bürgermeisterin Caroline Dutarte begrüßte uns aufs herzlichste. In ihrer Rede erwähnte sie die europäische Freundschaft und besonders die zu Deutschland und dass wir jederzeit willkommen sind. Bei einem vorzüglichen Umtrunk wurden gegenseitig Gastgeschenke überreicht. Wie es sich für unseren Chor gehört, sangen wir die „Hymne“ von Mehul aber auch die „Hymne à la nuit“ auf Französisch und mit dem „Zottelmarsch“ ging dieser Besuch zu Ende. Etwas stolz durften wir schon sein. Jeder Sänger wurde noch mit einem wunderschönen und wertvollen Kunstkatalog der impressionistischen Malerei beschenkt.
zweites Konzert Notre Dame de l´Assomption von Doris Wedel
Warmes Abendlicht
empfing uns in der Eglise Notre Dame de l´Assomption im Stadtteil
Sotteville-lès-Rouen. In der dreischiffigen Kirche, durch deren farbige, aber
moderne Kirchenfenster die letzten Sonnenstrahlen in den großen Kirchenraum
fielen, sollte das zweite Konzert der Berliner Liedertafel mit einem
französischen Chor stattfinden. Wir nahmen Platz auf schmalen Stühlen mit
geflochtenen Sitzen, die mit der Dauer des Abendprogrammes nicht bequemer
wurden. Auch hier waren die Reihen wieder gut gefüllt und das Publikum wurde
ruhig, als das Ensemble Vocal ORIANA für den ersten Teil des Konzertes
Aufstellung nahm.
Der gemischte Chor, der aus 19 Sängerinnen und Sängern besteht, wurde geleitet
von der jungen Dirigentin Sarah Nassif, die sich für diesen Abend – bis auf
eine Ausnahme – Musik zeitgenössischer Komponisten ausgesucht hatte.
Den Anfang machten vier „Chansons françaises“ von Francis Poulenc, zwei
getragene Stücke und zwei mit komplizierten Rhythmen, bei denen einzelne
Chorsolisten ihr besonderes Können unter Beweis stellen konnten.
Danach folgten fünf Gesänge von Darius Milhaud, die „Quatrains Valaisans“,
Vertonungen Milhauds nach den auf Französisch geschriebenen „Wallisischen Vierzeilern“
des deutschen Dichters Rainer-Maria Rilke. In ihnen wird die Landschaft des
Walliser Rhonetals mit ihren Weinbergen und Feldern besungen. Den kurzen
Stücken, bei denen erneut die starke Betonung des Rhythmus eine Herausforderung
für den Chor bot, aber auch die Intonation genaues aufeinander Hören
erforderte, folgte der einzige Altmeister des französischen Programms, Claudio
Monteverdi. Sein Stück „Sfogava con le stelle“ wirkte ein wenig wie ein
Fremdkörper in dem so stark auf die Gegenwart ausgerichteten Programm. Den
Schluss bildeten vier Stücke von Komponisten des 20. Jahrhunderts von Ola
Gjeilo, Erik Esenvalds, Arvo Pärt und Benjamin Britten.
Nach 45 Minuten
abwechslungsreichen Programms verließ das Ensemble, mit viel Beifall bedacht,
das Podium und überließ dieses der Berliner Liedertafel. Deren Programm fing
mit kraftvollem Auftakt an. Ludwig van Beethovens „Die Himmel rühmen“ mit
seinem reizvoll dynamischen Kontrast machte den Beginn des Berliner
Konzertteils aus und ließ bei der einbrechenden Nacht noch einmal die Sonne
aufgehen. Die gute Akustik der Kirche sorgte für beeindruckenden Nachhall. Nach
kurzer Begrüßung des Publikums durch den Präsidenten der Berliner Liedertafel,
Raimund Groß, folgte das „Jubilate“, ein Stück des Gründers der BL, Adolf
Zander. Danach stand der Bach Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der
Kantate BWV 147 auf dem Programm. Hier hielt der Chor innige Zwiesprache mit
dem Klavier, das zurückhaltend und einfühlsam von Wolfgang Wedel gespielt
wurde. Weiter ging es mit dem „Vater unser“ von Dmitri Bortnjanskij, das ruhig
und kraftvoll mit sonorer Bassgrundlage zu Gehör gebracht wurde.
Die Darbietung der nachfolgenden Vertonung des 23. Psalms durch Franz Schubert
zeichnete sich dadurch aus, dass der Chorleiter Vincent Jaufmann den Chor
sicher durch die schwierigen Passagen führte und seine Sänger dabei immer
wieder zu hervorragender Textverständlichkeit anspornte. Wolfgang Wedel
begleitete die Berliner Liedertafel auch bei diesem Stück und vermochte den
Zuhörern an einigen Stellen den Eindruck des im Text besungenen frischen (plätschernden)
Wassers zu vermitteln. Mit dem nächsten Stück brachte die BL ihre Hommage an
das Gastland, als sie das Stück „Caresse sur l´océan“ des zeitgenössischen
Komponisten Bruno Coulais anstimmte. Der Chor meisterte mit Bravour die
Herausforderung des auf Französisch gesungenen Stücks und begleitete seine
Stimmbildnerin Sigrid Höhne-Friedrich bei ihrem warm tönenden Sologesang mit
sanft wiegenden Klängen.
Die zwei folgenden Volkslieder, die „Loreley“ von Friedrich Silcher und das
„Wiegenlied“ von Johannes Brahms boten dem Publikum einen hervorragenden
Einblick in das deutsche Liedgut. Beide Lieder wurden mit Inbrunst und
ausgezeichneter Textverständlichkeit vorgetragen und ließen auch im Hinblick
auf die Intonation nicht zu wünschen übrig. Die war angesichts des
anstrengenden Reiseprogramms und des vollen Zeitplanes wahrhaftig keine
Selbstverständlichkeit!
Den Abschluss des Konzertes bildeten drei recht unterschiedliche Stücke, eine weitere Hommage an das Gastland, die „Hymne à la nuit“ des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau, das berührende Lied „Die Rose“, bekannt gemacht durch die amerikanische Sängerin Bette Midler, und schließlich ein weiteres Lied von Franz Schubert „Im Gegenwärtigen Vergangenes“. Hier hatten der Chor, seinen beiden Solisten Peter Ruttkowski und Bert Miller, Wolfgang Wedel am Klavier und der immer wieder anspornende, umsichtig leitende und die Fäden sicher in der Hand haltende Chorleiter Vincent Jaufmann nochmals Gelegenheit, die Texte des Dichters Johann Wolfgang von Goethe aus der Gedichtsammlung „Der west-östliche Divan“ dem beeindruckten Publikum nahe zu bringen. Das Publikum entließ den Chor nach einer Zugabe unter viel Beifall zum wohlverdienten „Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts“ in die laue Frühlingsnacht.
5. Tag – Tagesausflug zur Seine-Mündung: Honfleur und Überfahrt Seine von Rainer Luck
Der fünfte Tag begann wie immer mit einem guten Frühstück. Pünktlich um 9.00 Uhr fuhr der Bus ab in Richtung Seinemündung. Der erste sehr pittoreske (malerische) Ort war Honfleur. Dieses kleine romantische Hafenstädtchen ist stark von Touristen besucht. Sehr alte Fachwerkhäuser, die sich bunt um den kleinen Fischerhafen gruppieren, lassen die Kameras im Akkord arbeiten. Vincent hatte auch einen schönen Platz gefunden, wo wir passend zur Umgebung die „Kaperfahrt“ gesungen haben. Selbst Franzosen, die nicht alles verstanden, zollten uns Beifall. Die Zeit drängte, wir mussten leider schon weiter.
Besuch in Etretat von Rainer Luck
Über riesige Brückenkonstruktionen, die die Seinemündung überquerten, ging es
weiter nach Étretat, einem kleinen Badeort, der durch seine bizarren
Felsformationen an der Kanalküste berühmt ist. Der Strand ist incroyable
(unglaublich) mit feinsten bunten, glatt geschliffenen Kieselsteinen, man
könnte fast sagen mit Edelsteinen.
Die Verlockung war zu groß; trotz Verbots steckte der ‚Schreiberling‘ zwei
Steine ein. Die haben, wie kann es anders sein, einen Ehrenplatz auf der
Modelleisenbahnanlage bekommen.
Zwischenhalt im Benediktinerkloster Fecamp und Kommers am Abend von Rainer Luck
Wieder zurück in Rouen, waren wir am Abend zum Abschied unserer Reise, von unseren Sangesfreunden dem Chœur d’Hommes de Rouen zu einem feudalen Abendessen eingeladen. Ein großer Saal war wunderschön geschmückt. Zur Begrüßung gab es einen leckeren Cidre. Die Rouen-Sänger brachten die „Forelle“ in Deutsch als erstes zu Gehör. Dann wurde das Buffet feierlich eröffnet. Es gab sehr leckere Sachen, die von den Frauen des Gastgeberchors selbst gemacht waren. Die Hauptspeise war eine sehr schmackhafte Paella. Zwischendurch wurde gesungen. Die Berliner Liedertafel sang „Aus der Traube in die Tonne“, die „Hymne von Mehul“ und natürlich „Die Berliner Luft“. Mit einzelnen Liedern und künstlerischen Einlagen aus dem „Land des Lächeln“ begeisterten die Rouen-Sänger. Mit besonderem Beifall wurde ‚Mozart als Baby‘ gefeiert. Gegen 23:00 Uhr sollte eigentlich der Schluss sein. Aber wie immer, wenn es so schön ist, gehen die Uhren anders. Bis weit nach Mitternacht dauerten die gegenseitige Überreichung von Präsenten und die sehr herzliche Verabschiedung. Wir mussten zurück in unser Hotel, wo wir die letzte Nacht in Rouen verbrachten.
6. Tag – Abschied von Rouen von Marco Beiße
Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen von Rouen – und voneinander. Denn wir trennten uns in 2 Gruppen. Die „Parisverlängerer“ flogen erst am nächsten Tag zurück und verbrachten die restliche Zeit in Paris. Die andere Gruppe flog am gleichen Tag zurück – allerdings nicht ohne einen Abstecher zum Garten von Monet gemacht zu haben.
Doch zuvor versammelten wir uns bei den Bussen und dankten den Busfahrern – und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch mit einem reichlichen Trinkgeld und einem Ständchen.
… Abschluss der Reise in Paris (6. und 7. Tag, Gruppe 1) von Rainer Luck
Mit zwei Bussen
ging es von Rouen nach Paris. Ein Teil flog nach Berlin zurück, der andere Teil
blieb noch einen Tag länger in Paris. Hiervon besuchten 32 Personen unserer
Gruppe abends das Moulin Rouge.
Bei einem drei Gänge Menü und Champagner konnten Genießer „frei nach Hafis“
genießen. Die Show war extraordinär (außergewöhnlich). Von Livemusik, Gesang,
Akrobatik, Clownerie und natürlich Ballett war für jeden etwas dabei. Wenn ich
nur an die „Spitzen der oben ohne Tänzerinnen“ denke: „Olala“! Gegen ca. 23:00 Uhr war die Show zu Ende. Unser Busfahrer machte noch eine
kleine Nachtrundfahrt zum illuminierten Eiffelturm und dann zurück zu unserem
Hotel. Unser Busfahrer – Eli mit Namen – war mit seiner Fahrkunst ein Artist
der Straße. Bravo!
Am
nächsten Tag wurden wir pünktlich zu den Flughäfen Orly sowie Charles de
Gaulles gefahren. Trotz mancher Befürchtungen sind alle gut in Berlin
angekommen, und das Gepäck war auch da.
Auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön an Raimund, seinem Schwager Michel
und Vincent, dass trotz des spannenden Vorspiels, alles so gut geklappt hat.
Merci beaucoup!
Garten von Monet (Gruppe 2) von Joachim Schmelter
Der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch erwähnen, dass der „Teil“, der bereits am Freitag wieder nach Berlin zurück flog, vorher noch einen Abstecher nach Giverny, einem Dorf mit etwa 500 Einwohnern, knapp 70 km nordwestlich von Paris entfernt, machte, um dort den berühmten „Garten von Monet“ zu besichtigen. Claude Monet, ein impressionistischer Maler, lebte von 1883 bis zu seinem Tod 1926 in seinem Haus in Giverny und begann dort den Ziergarten Clos Normand mit unzähligen Blumen zu bepflanzen. 1893 erwarb er ein weiteres Grundstück gegenüber der Straße und legte dort einen Wassergarten mit Seerosenteich und japanischer Brücke an. Nach Monets Tod erbte sein Sohn Michel Haus und Grundstücke, der das Anwesen aber verkommen ließ. Als 1966, Michel starb nach einem Unfall, die Academie des Beaux Arts das Areal erbte, war es in einem trostlosen Zustand: Unkraut hatte Monets Pflanzen verdrängt, Bäume waren gestorben, der Teich versandet und die japanische Brücke so kaputt, dass sie abgerissen werden musste. Man begann alles wieder aufzubauen und so anzulegen, wie es Monet gestaltet hatte. Im Sommer 1980 wurde die Anlage eröffnet und ist seitdem zu einem wahren Besuchermagneten geworden: Über 500.000 Menschen besuchen den Garten des großen Impressionisten jedes Jahr. Und jetzt auch wir!
Rückflug (Gruppe 2) von Joachim Schmelter
Nach der etwa 3-stündigen Gartenbesichtigung wurden wir von unserem fantastischen Busfahrer sicher zum Flughafen Charles de Gaulle kutschiert und checkten uns dann nach langer Wartezeit in der Empfangshalle zum Rückflug ein. Nach einigen Schwierigkeiten, verursacht durch die wirtschaftlich wankende Air Berlin – wir waren an diesem Tage der letzte Rückflug nach Berlin; alle anderen Flüge wurden gecancelt – konnten wir an Bord einer Niki-Air-Maschine gehen und den reibungslosen Rückflug antreten.
Auch ich möchte an dieser Stelle ein ganz herzliches Danke schön an alle Verantwortlichen dieser eindrucksvollen Chorfahrt sagen; allen voran unserem unfreiwilligen Reisechef Raimund Groß, der aus der Not heraus die Reiseleitung und Organisation übernommen hat und dieses Vorhaben großartig gemeistert hat. Vorbildlich seine stets unermüdlichen Synchronübersetzungen bei allen Anlässen! Aber auch seine Helfer/ innen im In- und Ausland gebührt ein nicht unbeträchtliches Lob, alle waren stets besorgt, uns Alles möglichst Angenehm zu gestalten – und das ist ihnen letztendlich auch sehr gut gelungen. Danke für diese gelungene Chorfahrt!