Friedhofsnacht auf dem Komponistenfriedhof "Sophie II" in Mitte

Ein Livebericht, geschrieben von Markus Ehrhardt und Marcel Tinka

Der EVFBS (Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte) hatte den Chor der Berliner Liedertafel zur musikalischen Mitwirkung dieses Events eingeladen, weil auch unser Gründungsvater, der Königlich-preußische Musikdirektor, Adolf Zander (1843 – 1914) der eben 1884 die Berliner Liedertafel gründete, auch auf diesem genau 200 Jahre alten Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.

Nach der Eröffnungsrede des Geschäftsführers vom EVFBS, Herrn Tillmann Wagner, spielten drei Streicher der Berliner Symphoniker Werke von Mozart und Bach. Daran anschließend trug die äußerst beliebte und vielseitig begabte Schauspielerin Katharina Thalbach Auszüge aus Kurt Tucholskys „Wir saßen auf der Wolke und ließen die Beine baumeln“ vor – sehr gekonnt und mit ganz viel Berliner Herz und Schnauze. Anschließend spielte der durch die Carl-Bechstein-Stiftung geförderte Pianist Ron Maxim Huang in der Friedhofskapelle den „Totengesang“ von Franz Liszt und „Wiener Blut“ von Johann Strauß – beides sehr temperamentvolle und gekonnt vorgetragene Stücke.

Der für mich interessanteste Teil der Friedhofsnacht waren die 5 parallel stattfindenden geführten Rundgänge über den Friedhof zu den Gräbern prominenter Persönlichkeiten.

Ich nahm an der blauen Tour teil und erfreute mich an den Ausführungen und musikalischen Beiträgen zum Mausoleum Wiesenack, Walter Kollo, Wilhelm Friedrich Ernst Bach, Albert Lortzing, Adolf Zander und Arndt Bause (die 5 letztgenannten alle u.a. Komponisten). Unser 1.Tenor Peter Ruttkowski stellte in einem interessanten und aufschlussreichen Vortrag das Leben und Wirken unseres Gründers Adolf Zander dar! Darüber hinaus beeindruckte mich besonders auch der sehr persönlich gehaltene Vortrag von Inka Bause über ihren Vater Arndt Bause.

Abschließend schloss der Chor der Berliner Liedertafel mit vier Liedern („Trösterin Musik“ [A.Bruckner], Jubilate, [Russischer Vesperchor; Satz von Adolf Zander], „Heilig aus der Deutschen Messe“ [F.Schubert} sowie dem Wiegenlied [J.Brahms; Satz von Adolf Zander]) die gehaltvolle Friedhofsnacht würdig ab. Statt einer leise gewünschten Zugabe verwiesen wir auf unser Festkonzert anlässlich unseres 140jährigen Jubiläums am 13. Juli 2024 in der Heilig-Kreuz-Kirche in der Zossener Straße 65, 10961 Berlin

Diese tolle kulturelle Veranstaltung wird denen, die dabei gewesen sind, sicher noch sehr lange positiv im Gedächtnis bleiben.

Markus Ehrhardt (1.Bass)


Zur Fête de la Musique 2024 waren wir am 21. Juni auf den Friedhof II der Sophiengemeinde in Berlin-Mitte eingeladen, um dort musikalisch mitzuwirken.

Warum die musikalische Veranstaltung am längsten Tag des Jahres auf einem Friedhof zelebriert wurde, lässt sich einfach erklären: Der Sophien II Friedhof wird auch Komponisten-Friedhof in Berlin genannt. Nach der Eröffnungsrede von Tillmann Wagner lauschten das Publikum und auch wir mehreren Stücken des Streichtrios der Berliner Symphoniker Julius Schwahn, Dagmar Stiehler und Ulf Borgwardt. Danach las Katharina Thalbach aus Kurt Tucholskys „Wir saßen auf der Wolke und ließen die Beine baumeln“. Wegen des vorher feuchten Wetters wurden die Klavierstücke zu Ehren Bechsteins nach innen in die Kapelle verlegt und von Antje Bogisch und Ron Maxim Huang vorgetragen.

Danach ging es auf Entdeckungsreise auf den Friedhof selbst. In verschieden großen Gruppen wurden auf fünf unterschiedlichen Rundgängen über musikprägende Persönlichkeiten informiert. Natürlich war die Auswahl für uns als BERLINER LIEDERTAFEL vorbestimmt, denn die blaue Route mit dem blauen Schirm führte auch zum Grab unseres Vereinsgründers Adolf Zander. Während unser Sangesfreund Peter Ruttkowski, selbst aktiver Sänger im 1. Tenor, das Leben und Wirken von Adolf Zander vorstellte,  ließen wir es uns nicht nehmen, an dessen Grabstätte mit unserem Wahlspruch „Fest und klar, treu und wahr“ und „Caritas“ zwei kleine Ständchen zu überbringen.

Auf der blauen Route fanden wir neben Adolf Zander noch das Mausoleum Wiesenack mit der Dauerausstellung „Klang der Geschichte“ – in der auch Adolf Zander für Interessierte vorgestellt wird – Walter Elimar Kollo (1878-1940), Friedrich Wilhelm Ernst Bach (1759-1845), Albert Lortzing (1801-1851), Arndt Bause (1936-2003) und Carl Bechstein.

Alle Touren endeten fast zeitgleich und so waren sehr viele Besucher der Veranstaltung kurz vor 23:00 Uhr noch immer zugegen und konnten dem kleinen Abendgruß der BERLINER LIEDERTAFEL auf den Stufen der Friedhofskapelle genießen. Mit Bruckners „Trösterin Musik“, Adolf Zanders „Jubilate“, Neumanns „Zum Sanctus“ und Brahms „Wiegenlied“ gab die Berliner Liedertafel einen wunderbaren abschließenden Akzent an diesem Abend.

Marcel Tinka (1.Bass)