Jetzt trink 'mer noch ein Becher Wein…

Ein Bericht geschrieben vom Vorsitzenden Klaus Lehmann

Es ist Samstag, der 31. August 2024 gegen 14.00 Uhr. Es ist verliebt, glücklich und vermählt – das Brautpaar. Die Trauung in der Herz Jesu Kirche Berlin begann um 13 Uhr mit Glockengeläut. Die Sänger der Berliner Liedertafel 1884, begleiteten die Trauung von Nico & Anna musikalisch. Jetzt läuten die Kirchenglocken erneut. Die Trauung ist vollzogen. Wir, die Sänger, stehen vor der Kirche und winken dem Brautpaar und den Hochzeitsgästen zu, die in zwei historischen Sonderbussen der BVG erwartungsvoll zur Hochzeitsfeier fahren. Da stehen wir nun und sinnen nach, was mit dem angefangen Samstagnachmittag werden solle. Plötzlich ereilt uns die freudige Nachricht von der Hinterlassenschaft des zufriedenen Hochzeitspaares. Sie hinterließen uns aus Dankbarkeit für den Auftritt: zwei Kästen Bier, zwei Kuchen und zwei Flaschen Wein. Was tun? Die Entscheidung fällt schlagartig: Jetzt trink 'mer noch ein „Becher“ Wein… Einige Sänger verabschieden sich und fahren nach Hause. Eine kleinere Sängergruppe ist jedoch bereit, von den Geschenken nichts zu hinterlassen. Die Sonne scheint, warmes Wetter. Sangesfreudige Männer packen sich die Köstlichkeiten unter die Arme und suchen einen nah gelegenen, kleinen Park auf. Angekommen stellen wir fest, dass im Park bereits gefeiert wird. Ein Tisch im Eingangsbereich des Parkes ist von einer türkischen Geburtstagsgesellschaft und ein zweiter in einiger Entfernung von einer Kindergeburtstagsrunde belegt. Auch wir finden vor Ort ein passendes Plätzchen. Schnell ist der leckere Kuchen aufgeschnitten. Es herrscht Bescheidenheit. Jeder anwesende „Liedertäfler“ erhält ein Stück des Gebäcks und eine Flasche Bier dazu. Das passt zwar nicht so richtig zusammen, aber was soll‘s. Der Wein wird nach und nach in kleinen Bechern serviert. Zu unserer kleinen Sängergruppe gehören u.a. Marcel, Curly, Florian, Klaus, Peter, Bernhard, Karl-Heinz, Gerd, Achim, Arno, Rodolf und Jörg. Wohlauf, am türkischen Nachbartisch erklingen Töne. Die Feiernden versuchen sich mit einem Ständchen. Wir hören zu und denken uns: Da ist schon viel Gutes dabei. Wir unterstützen nunmehr den Gesang mit unseren Stimmen. „Ein kleiner Blumenstrauß mit Tönen, soll dir den heut‘gen Tag verschönen, viel Glück und Freude wünschen wir und freuen uns mit dir…“ Der Klang erweckt positives Aufsehen. Wir werden als Chorsänger wahrgenommen. Bei diesem Ständchen blieb es jedoch in den nachfolgenden 90 Minuten nicht. Trinkt man eine Flasche Bier, gehört natürlich auch ein „Bierlied“ dazu. Der Weintrunk spornte uns an, den Werdegang des Weines, von der Traube bis ins Glas, mit einem passenden Lied musikalisch zu erörtern. Auch wenn wir im Park nicht auf hoher See waren, so huldigten wir unseren Sängern mit Bärten mit „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein…“. Obwohl wir das Lied: „Wir woll'n ein Schnäpsle trinken, ist das nicht fein…“, verständlich sangen, gab es davon nichts. Das war in den Hinterlassenschaften des Brautpaares leider nicht vorgesehen. Selbstverständlich fehlten beim Gesang geeignete Toaste und Kanons nicht und wurden gebührend in die Gesangsstunde eingebunden. Wir betrachteten unser Singen als eine in die freie Natur verlegte Chorprobe. Gegen 16 Uhr entschlossen wir uns, den geselligen Nachmittag zu beenden und den Heimweg anzutreten. Zuvor kamen wir aber einer Bitte der Eltern nach, dessen Kind im Park Geburtstag feierte und sangen ihm und seinen Gästen, das Ständchen „Die Räder vom Bus dreh‘n sich rundherum, rundherum, rundherum, die Räder vom Bus dreh’n sich rundherum, den ganzen Tag...“ Ein angenehmer musikalischer Nachmittag begann um 13 Uhr und klang nunmehr mit dem Lied: „Muss i‘ denn, muss i‘ denn zum Städtelein hinaus… harmonisch aus. Unser Fazit: Alle Männer, die diesen kleinen Bericht lesen und noch keine Chorsänger sind, haben die Möglichkeit, mit uns gemeinsam in der Berliner Liedertafel 1884 zu singen, jeweils donnerstags ab 19 Uhr in der Urbanstraße 21, 10961 Berlin, im Saal des Nachbarschaftshauses.