„Panik“ in der Berliner Liedertafel

Das mit viel Spannung erwartete 2. Treffen des „Freundeskreises der Berliner Liedertafel“ entwickelte sich zu einem Nachmittag voller bunter Geschichten und Anekdoten.

 

„Ein kleiner Blumenstrauß mit Tönen“ – dieses Geburtstagsständchen erfolgte direkt im Anschluss an der offiziellen Begrüßung durch die Vorsitzende des Freundeskreises, Waltraud Warkentin. Unser Homepage-Beauftragter, stellvertretender Schriftführer und aktiver Sänger im 1. Bass Matthias Funk feierte seinen 45. Geburtstag. Dabei zeigte sich unser „Allround-Talent“ auch als erfolgreicher Konditor. Seine beiden selbstgemachten Torten erwiesen sich als ein Gaumenschmaus. Dank an ihn, aber auch Dank allen anderen, deren selbstgebackene Kuchen ebenfalls köstlich schmeckten! Und noch ein „Geburtstagskind“ wurde mit einem Kanon gefeiert. Unser außerordentliches Mitglied Wolfgang Wedel, seines Zeichens Kirchenmusikdirektor sowie langjähriger Chorleiter der Berliner Liedertafel, hatte einen Tag zuvor Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch noch einmal und viele schöne Stunden im neuen Lebensjahr an beide Jubilare!

Rund 40 Gäste verfolgten dann den kulturellen Teil des Treffens, und dieser Teil hatte es „in sich“! Waltraud hatte die Idee das Ganze unter dem Motto „Es war einmal – was haben die Liedertäfler denn früher so angestellt“ laufen zu lassen. Sie selbst begann mit einer Anekdote über ihren Vater. Dieser trat im Jahre 1927 (!) als 23jähriger der Berliner Liedertafel bei. Dort wurde ihm gesagt, er solle sich unbedingt bei einem Herrn namens Mecker-Schulze vorstellen. Und er müsse unbedingt diesen mit seinem Namen, also Mecker-Schulze, anreden. Gesagt, getan! Das Dumme war nur, dass Herr Mecker-Schulze mit richtigem Namen nur Schulze hieß. Er war Studienrat und fiel durch seine ständigen Beschwerden wohl eher unangenehm auf. Daher sein Spitzname. Übrigens: Freunde wurden Herr Schulze und Waltrauds Vater wohl nie in ihrem Leben!

So verging dieser Nachmittag mit all den schönen Berichten denn auch im Flug: von Helga Engels Erzählung über Alfredo, einer lebensgroßen Puppe, die auch anwesend war, bis zum Streich der Basssänger mit ihrem Chorleiter Vincent Jaufmann bei einem Probenwochenende. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alle Geschichten hier aufzuschreiben. Vielleicht erscheinen sie ja im „Merker“, der Vereinszeitschrift der Berliner Liedertafel. Aber eine möchte ich noch unbedingt loswerden.

Sie stammt ebenfalls von Helga Engel und fand 1974 statt. Der Titel lautet „Panik auf der Titanic – Die BL auf dem Weg nach Finnland“. Start in Travemünde mit der damals schnellsten Fähre der Finlandia. Zunächst verlief alles ganz normal, man traf sich am Buffet. Der damalige Chorleiter hatte drei Proben während der Überfahrt angesetzt. Doch es traten immer weniger Sänger dazu an. Grund: ein Sturm mit Windstärke 7-8! Und plötzlich zerschlug eine Eisscholle die zentimeterdicke Scheibe im Salon. (Ein kleines Stück dieser Scheibe hatte Helga mitgebracht!) Das Wasser strömte zunächst in den Speisesaal und drang dann bis zum Salon vor. Erinnerungen an den Untergang der Titanic wurden wach. Doch zwei Liedertäfler, ein Herr Schreiber (1.Bass) und ein Herr Weingärtner (Fördermitglied) nahmen den Kampf gegen die Fluten auf. Ohne lange zu überlegen wurde das Loch mit einer Tischtennisplatte zugedeckt. Der Kapitän des Schiffes bedankte sich herzlichst bei der BL und zeigte ihnen das Kapitänsdeck. Da die Fähre natürlich aus Sicherheitsgründen die Geschwindigkeit drosseln musste, erreichten die Sänger Helsinki erst spät am Abend. Sie kamen zu spät zum offiziellen Empfang, die Honoratioren der Stadt waren schon längst zuhause. So fand das Konzert in der Felsenkirche „nur“ vor den eigenen Fans statt. Die Rückfahrt verlief übrigens sehr ruhig.

Welches Lied sangen nun die Anwesenden im Kaminzimmer des Nachbarschaftshauses passend zu diesem Erlebnis? Genau: eine Seefahrt, die ist lustig!... Und Wolfgang Wedel begleitete dazu am Klavier. Überhaupt wurde zwischen allen Geschichten ein Lied gesungen. Dies alles trug zu einem wunderschönen, unvergesslichen und gemütlichen Nachmittag bei.

Wie wird es wohl am Donnerstag, den 17. August 2023, dem nächsten Treffen des Freundeskreises, werden? Ich freue mich jetzt schon darauf und bin sehr gespannt! Übrigens: Alfredo hat seinen Platz jetzt im Vereinszimmer der Berliner Liedertafel.

Rudolf Göddertz