Ja, meine lieben Sangesbrüder, was war denn da los? Da blieb mir ja der Kritik–Griffel stecken! Das war ja ein Konzert vom Feinsten an einem herrlich sonnigen Frühlingsnachmittag. Die BL in „Hochform“, das ist berichtenswert.
Aber beginnen wir von vorn.

Das wunderschöne Frühlingswetter veranlasste viele Menschen zu einem Besuch des mit einer Rhododendron–Ausstellung lockenden Gartens. Zu unserem Glück, denn auch die Plätze an der Freilichtbühne füllten sich zusehends. Um 17 Uhr begann das Konzert mit einem tollen Auftakt. Begleitet vom Hornquintett, sang der Chor Im Walde von Heinrich Schäffer. Das war so klar und freudig gesungen, dass man überrascht beim Fortissimo tiefer in seinen Stuhl sank. Anfänge sind bei Konzerten immer eine Gratwanderung. Oftmals zögernd, manchmal unsicher beginnt man, bis die erste Aufregung vorbei ist. Hier war es nicht so und das machte Lust auf Mehr.

Am Samstag, dem 28. Mai fand im Britzer Garten ein Konzert der Berliner Liedertafel statt, begleitet von einem Waldhornquintett des Landespolizeiorchesters Brandenburg. Das Motto

lautete „Im Walde“. Nun ist man im Britzer Garten nicht unbedingt im Walde, aber es gibt viele hohe Bäume, viel Grün, viel Vogelgezwitscher, also eine recht schöne Kulisse für solch ein Konzert. Die Moderation des Konzertes übernahm der musikalische Leiter des Chores, Vincent Jaufmann. Er erläuterte das Konzept dieses Konzertes, das in drei Teile gegliedert ist: dem Morgen, dem Mittag, zu dem die Jagd gehört und dem Abend, gleichzeitig der Abschied vom Walde. Genial die Idee, das Thema zu gliedern und die entsprechenden Werke einzufügen.

So hörten wir als nächstes das allseits beliebte und immer wieder gern gehörte Morgenrot, bei dem manche beim Fortissimo immer noch Gänsehaut bekommen, obwohl es doch schon tausendfach gesungen wurde. Aber es war hier besonders schön interpretiert. Beim Volkslied Nun will der Lenz uns grü.en überraschte ein Echo die Zuhörer. War es nun gewollt oder der Natur geschuldet? Aber schön war es! Das Werk Waldmorgen von Josef Gabriel Rheinberger (1839 – 1901) verdient ein besonderes Lob an die Sänger. Es ist ein schwieriges Stück, keines, das ins Ohr geht, aber mutig und gut gesungen. Das von Friedrich Silcher komponierte Wie lieblich schallt durch Busch und Wald, wieder begleitet vom Hornquintett, folgte als nächstes. Und hier, und das gilt für das ganze Programm, war es ein harmonisches musikalisches Miteinander: Chor und Hörner – eine gelungene Symbiose zum Thema Wald!

Im zweiten Teil kamen die Jäger an die Reihe: Mittag. Mit Musik vorwiegend aus der Romantik. Sehr gut gesungen der Auftakt Jägers Lust. Hier gab es etwas Neues: Der Chor sang gemeinsam mit einem kleinen Chor aus acht Stimmen. Natürlich gehört auch der Jäger aus Kurpfalz in diese Rubrik und die Zuhörer atmeten hörbar auf, als der allseits beliebte Jägerchor aus dem Freischütz erklang, und, wie es sich gehört, begleitet von den Bläsern.

Nun kommt etwas Besonderes: der Chor und drei Solisten aus dem Sängerkreis, (Wolfgang Kranz, Wolfgang Weiß, Peter Ruttkowski) erzählen von der Jagd auf den Weißen Hirsch. Conradin Kreuzer hat diese witzige Stück komponiert, der Text stammt von Ludwig Uhland und, wie Vincent Jaufmann in seiner Moderation erwähnte, bekommen die Jäger den Hirsch nicht, aber sie träumen vom husch, husch und piff paff und trara. Kompliment an die Solisten: Sehr gut gelungen!

Auch eine große Herausforderung, die Vincent mit seinen Sängern gemeistert hat, ist die Diplomatenjagd von Reinhard Mey, wieder dabei die Hörner. Ein schwieriges Stück, weil es mit hohem Tempo gesungen wird, der Text aber einwandfrei zu verstehen sein muss, will man den Witz dieses sehr humorigen Liedes verstehen. Die Liedertafel hat es geschafft (der Außenminister leider nicht!) Das Publikum hat gelacht, also den Inhalt verstanden, Kompliment!

Das Waldhornquintett des Landespolizeiorchesters Brandenburg begeisterte das Publikum mit einem Le Rendez-vous de Chasse von Gioachino Rossini, das war der letzte Teil des zweiten Teils. Nun galt es Abschied zu nehmen vom Wald und vom Konzert. Der dritte Teil war überschrieben mit Abschied vom Walde. Dieses feinsinnige Werk von Mendelssohn Bartholdy wurde gesungen von einem, und dies ist neu, Oktett, also acht wunderbaren Stimmen: Wolfgang Kranz, Joachim Schmelter, Peter Ruttkowski, Andreas Mazur, Raimund Groß, Ivan Ljubenko, Markus Ehrhardt und Benedikt Schmelter. Man kann nur hoffen, dass dieses Ensemble noch öfter zu hören sein wird.

Bei der Hymne an die Nacht von Ludwig van Beethoven gab es am Anfang Unsicherheiten und kleine Patzer, aber im Verlaufe dieses Stückes war das dann kein Thema mehr. Der Chor hatte

sich wieder im Griff. Der von Franz Schubert komponierte Nachtgesang im Walde, zusammen mit den Hörnern, bildete dann den furiosen Abschluss eines hervorragenden, absolut gelungenen Konzertes der Berliner Liedertafel. Nach zwei Zugaben (Wer hat dich, du schöner Wald und Guten Abend, gute Nacht) , bedankte sich der Präsident der BL, Raimund Groß, bei den Zuhörern für ihr Interesse und gab den Hinweis, dass um eine Spende gebeten wird, die von sehr netten Damen gern eingesammelt wird. Was diese dann auch taten! Der Abend ging mit einem Lob des Dirigenten an seine Sänger im „Netzroller“ gemütlich zu Ende.